Seit August 2022 ist es nicht mehr so einfach, einen Kredit für den Bau einer Immobilie zu bekommen. Im Klartext: Nicht jeder kann sich den Traum vom Eigenheim erfüllen.
Warum werden die Richtlinien zur Kreditvergabe verschärft?
Mit der Änderung zur Kreditvergabe für Immobilien hat Österreich den Immobilienmarkt verschärft. Noch nie war es für Häuslebauer so schwierig, einen Kredit für den Bau eines Hauses oder einer Wohnung zu bekommen. Wer in Zukunft Wohneigentum erwerben oder ein Eigenheim bauen möchte, hat in Österreich nun mit mehreren Hürden zu kämpfen. Die Auswirkungen der Richtlinien zur Kreditvergabe auf dem österreichischen Immobilienmarkt sind groß, dementsprechend groß ist auch die Unzufriedenheit der Bürger.
Grund für die verschärfte Kreditvergabe ist die bisher eher lockere Kreditvergabe, die eine einfache Finanzierung von Immobilien – auch mit wenig Eigenkapital – ermöglichte. Die niedrigen Zinsen haben die Kreditvergabe für Wohneigentum zusätzlich angeheizt, sodass es zu einem regelrechten Bauboom im Immobiliensektor und in der Folge zu steigenden Immobilienpreisen gekommen ist. Verglichen mit anderen europäischen Ländern sollen die Preise für Immobilien in Österreich überdurchschnittlich sein. Bislang war eine Änderung der Kreditvergabe nur als Empfehlung ausgesprochen worden, nun wurde sie umgesetzt.
Was ändert sich mit den neuen Richtlinien zur Kreditvergabe?
Wer in Österreich künftig Wohneigentum erwerben oder ein neues Haus bauen möchte, muss mindestens 20 Prozent des Kaufpreises als Eigenkapital nachweisen – sonst gibt es keine Finanzierung für den Bau oder Kauf einer Immobilie. Die monatliche Kreditrate darf bei einer maximalen Laufzeit von 35 Jahren nicht mehr als 40 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens betragen. Trotz der neuen Richtlinien kann es bei der Kreditvergabe von Bank zu Bank Unterschiede geben, da die Banken teilweise noch strengere Anforderungen stellen können. So kann die Kreditvergabe an eine höhere Eigenkapitalquote geknüpft sein.
Wofür gelten die neuen Richtlinien zur Kreditvergabe nicht?
Aufgrund des Baubooms und der damit verbundenen steigenden Immobilienpreise gelten die neuen Richtlinien zur Kreditvergabe ausschließlich für die Finanzierung von neuem, beziehungsweise bestehendem Wohnraum. Modernisierungen und Sanierungen sind von der Neuregelung ausgenommen. Hier können sich Immobilienbesitzer sogar über bessere Konditionen und eine Erhöhung des Kredits von 40.000 auf 50.000 Euro freuen.
Ausgenommen von dieser Neuregelung sind auch nachhaltige Bauprojekte. Sie zeichnen sich in der Regel durch kleinere Wohn- und Grundstücksflächen und eine lange Lebensdauer aus. Zudem werden beim Bau nachhaltiger Häuser ressourcenschonende Materialien verwendet. Banken belohnen dies zum Beispiel mit speziellen Förderprogrammen oder niedrigeren Zinsen.
Wer ist von den Neuregelungen zur Kreditvergabe besonders betroffen?
Die Richtlinien zur Neuregelung der Kreditvergabe treffen vor allem Normalverdiener, die sich mit längeren Kreditlaufzeiten und gehaltsabhängigen Anzahlungen den Traum vom Eigenheim erfüllen wollen. Die Änderungen haben eine Welle der Enttäuschung ausgelöst. Wer nicht über große Ersparnisse oder eine unerwartete Erbschaft verfügt, wird sich auch kein Eigenheim kaufen können. Einige Banken gewähren zwar trotzdem Kredite mit Vollfinanzierung, jedoch sind diese aufgrund der hohen Zinsen nur schwer zu bezahlen.
Mit der Neuregelung soll der Bauboom gebremst werden. Es wird jedoch mit einem weiteren Anstieg der Zinsen gerechnet, was sich wiederum negativ auf die Kreditvergabe auswirken könnte. Wer dennoch ein Eigenheim finanzieren möchte, sollte sich daher ernsthaft fragen, ob und inwieweit der Kredit bezahlbar ist. Glücklicherweise sind bestehende Immobilienkredite von der Neuregelung ausgenommen. Hier bleiben die vereinbarten Konditionen bestehen, sodass Kunden weder Zinserhöhungen befürchten noch Eigenkapital nachweisen müssen.
Fazit: Richtlinien für Immobilienkredite bremsen Hausbau aus
Wer ein Eigenheim bauen will, hat als Normalverdiener schlechtere Karten. Für die Kreditvergabe gelten seit August 2022 strengere Regeln. So müssen Kreditnehmer mindestens 20 Prozent des Kaufpreises als Eigenkapital mitbringen, außerdem darf die Kreditlaufzeit nicht länger als 35 Jahre sein. Oft sind die Kredite zudem mit höheren Zinsen verbunden, was den Immobilienkauf für viele fast unmöglich macht.